Samstag, 21. April 2007

Toleranzmarsch

Als ich mit der Tram in die Stadt gefahren kam, wurde mir zuerst mulmig, als ich das riesige Polizeiaufgebot mit Helmen, Schlagstöcken und Schutzschildern gesehen hab. Es hat sich aber rausgestellt, dass das schon ganz gut war, denn so wurden die verschiedenen Parteien auseinander gehalten und der Toleranzmarsch konnte ziemlich ruhig und ohne Zwischenfälle durch die Stadt ziehen und es waren nur selten die Rufe "der anderen", die immer ganz in der Nähe gewesen sein müssen, aber nicht direkt auf uns getroffen sind, zu hören.


Und für japanische Touristen waren wir sogar ne richtige Attraktion ;-)

Einmal ne Runde in dem Park, der die Altstadt umgibt, gedreht, ging es dann auf den Rynek, wo unter, die ganze Zeit schon andauernden, "Tolerancja"-Rufen alle Ballons in die Luft gelassen wurden.

Freitag, 20. April 2007

Unglaublich

Hier in Polen gehen bezüglich Homosexualität unvorstellbare Dinge vor sich und hier in Krakau, als Polens kosmopolitischster und mit 50000 Studenten "jüngster" Stadt, ist es besonders schlimm.

Für morgen ist vom Verein "Kultur für Toleranz" ein Toleranzmarsch für und mit Homosexuellen angesetzt. Auf dem Weg zum Markt in der Altstadt sollen Luftballons verteilt und dann am Ende gemeinsam in die Luft gelassen werden. Total friedliche Angelegenheit. So weit so gut.
Nur sind die Proteste, von rechtsradikalen Organisationen und auch von der Regierung (zur Zeit Koalition einer katholisch-konservativen und zweier rechtsradikalen Parteien), enorm!

So läuft man in der Stadt an verschiedensten Plakaten wie diesen vorbei:

Ich will nicht alles übersetzen, aber da heißt es unter anderem:

"Willst du, dass diese widerliche Sünde zu Krakaus Visitenkarte wird?"

"Was können wir tun, damit Krakau nicht schon wieder eine unverschämte, homosexuelle Demonstration ertragen muss?"

Und als ob das nicht schon genug wäre, sind natürlich Gegendemonstrationen angekündigt.
Eine Vereinigung, die sich "Polens Jugend" nennt, will verhindern, dass der Toleranzmarsch den Markt in der Altstadt erreicht und hat in ihren Antrag alle Strassen, die zu diesem führen, angegeben. Dem ist nicht stattgegeben worden. Es ist ihnen nur eine bestimmte Strecke zugewiesen worden, aber ob sie sich dran halten werden, ist fragwürdig.

Desweiteren wollte ein rechtsradikales Magazin morgen zur gleichen Zeit den gleichen Weg lang wie der Toleranzmarsch eine "Demonstration für das mangelnde Schützen von Tierrechten in Polen und der ganzen Welt" durchführen und in diesem Rahmen 40 Schafe durch die Stadt schicken. Diskrimmierender gehts kaum mehr. Auch sie haben keine Genehmigung erhalten - mit der Begründung es wäre verboten Tiere durch die Stadt zu schicken.

Der Oberbürgermeister von Krakau hält sich mit jeglicher Interpretation und Wertung zurück und sagt solange alle Parteien die formalen Aspekte einer Demonstration einhalten und befolgen, hätte er kein Recht Einspruch einzulegen. Was aber wohl im Klartext heißt, dass er, wenn er könnte, dem Toleranzmarsch absagen würde.

Ich würde zwar gerne, aber bin unschlüssig ob ich morgen hingehen soll. Wer weiß in was für ein Chaos das ausartet.

Donnerstag, 19. April 2007

Mein neuer Freund

Seit gestern hab ich nen neuen Freund!
Er weicht nicht von meiner Seite, "singt" für mich und oft schauen wir uns ganz tief in die Augen ;-)
Und richtig gut sieht er auch noch aus, schaut mal ;-)

Eigentlich dachte ich, er hätte sich gestern nur einmalig hierher verirrt, aber als er heute morgen wieder da war, war mir klar, dass es Schicksal sein muss :-)

Sonntag, 15. April 2007

Heidnische Hügel

Die Krakauer sind ein ganz ein lustiges und innovatives Völkchen! :-)
Die schütten nämlich schon seit dem 7. Jhd. Hügel für Helden und Herrscher auf. Mittlerweile gibt es vier so merkwürdige Hügel und ein Fünfter ist für den Papst in Planung.

Ich war heute auf dem "Kopiec Kosciuszki", der dem polnischen Nationalhelden Tadeusz Kosciuszko gewidmet ist. Wenn man davor steht, denkt man sich nur "Nä, watt süß" :-) Da steht wirklich so ein begehbarer, grüner Hügel mitten in so einem (von Österreichern gebauten) Fort:

Dafür, dass die Australier ihren höchsten Berg nach Kosciuszko benannt haben, ist das schon ein bisschen lächerlich ;-)
Der eignet sich natürlich besonders gut, um mal schön über die Stadt zu gucken (und Eintrittskraten für abends, wenns dunkel ist, kosten auch direkt mehr als für tagsüber), aber sonst weiß ich nicht, was sich die Krakauer mit diesen Hügeln so gedacht haben. ;-)

Hatte ich schon erwähnt, dass es doof ist, den Rest des Tages bei dem Wetter lernen zu müssen? :-(

Samstag, 14. April 2007

Fragen ans Leben, Teil 2

Warum bricht der Sommer gerade dann aus, wenn es für mich höchste Zeit ist, für meine Diplomprüfung zu lernen??? "An dieser Stelle bitte ein ganz großes :-( - Smilie einfügen"

Donnerstag, 12. April 2007

Wenn ihr mal...

... nen richtig guten und treffenden Artikel über Krakau lesen wollt, kann ich nur den hier empfehlen. Anders würde und könnte ich das alles hier auch nicht wiedergeben!

Mittwoch, 11. April 2007

Polnische Ostern

Aus meinem Ostern-Familien-Urlaub mit meinen Eltern bei meiner Oma in Kattowitz wieder zurück gekehrt, bin ich bereit zu berichten!

Wusstest ihr, dass in Polen an Karfreitag (und oft auch die ganze Karwoche über) kein Fleisch und keine Wurst gegessen wird? Da wo ich herkomme ist es deswegen an Karfreitag üblich Hering zu essen.

Und wusstet ihr, dass man Samstag mit den Speisen, die sonntags auf den Frühstückstisch kommen, in einem Körbchen in die Kirche geht, um diese segnen zu lassen? Also hab ich auch Eier, Schinken, Brot, Wurst etc in ein Körbchen getan, zugedeckt, Palmzweig oben drauf getan und das Ganze in die Kirche getragen:



Hübsch, ne? ;-)
Es ist ein bisschen ein merkwürdiger Anblick wenn die Menschen dann mit ihren Körbchen in der Kirche stehen :-) Mir ist kein gutes Foto dazu gelungen, deswegen ein kurzes Video beim Rausgehen:

Hhhmm... Ostersonntag...da fällt mir jetzt nix Besonderes ein ... halt großes Frühstück und so.

Aber der Ostermontag macht die Unspektakularität des Ostersonntags locker wieder wett! Denn der Ostermontag wird im Polnischen auch "lany poniedziałek" genannt also "begossener Montag" (oder so ähnlich)... oder im Volkmund auch "Smigus Dyngus". Es ist an diesem Montag Tradition, dass die Männer die Frauen mit Wasser begießen. Und das geht soweit, dass Frauen es meiden auf die Strasse zu gehen (was nicht heißt, dass sie nicht auch zu hause was abkriegen), weil hinter jeder Ecke Jungs mit Wasserpistolen und Eimern lauern könnten. Und wenn man raus geht, dann versucht man nicht direkt unter Fenstern zu laufen, weil man was abbekommen könnte ;-) Es heißt auch, dass es Unglück bringt nicht begossen zu werden bzw. dass man dann nicht geheiratet wird. Aber das halte ich für ganz üble Propanganda :-)
Aus Sorge um meine Kamera habe ich gar nicht erst versucht einen dieser Angriffe zu filmen oder zu fotografieren, ich bitte das zu entschuldigen! ;-)

Dienstag, 3. April 2007

2. April 2007 - 2. Todestag des Papstes

Mir war ja klar, dass wenn irgendwo auf der Welt noch zwei Jahre nach seinem Tod Johannes Paul II in großem Stil gedacht wird, dann hier in Krakau, aber was sich gestern hier abgespielt hat, hat mich dann doch nochmal richtig überrascht und beeindruckt.

Die Vorbereitungen auf gestern waren schon seit Tagen nicht zu übersehen.
Am Erzbischöflichen Palast ist ein riesiges Portrait aufgehangen und auf dem Rynek (Markt) ist eine Bühne aufgebaut worden:


Am Wochenende war in der Zeitung ne ganze Doppelseite voll mit Veranstaltungen, die gestern und auch schon davor anlässlich des Todestages hier in Krakau stattfanden.

Und schon Sonntag abend haben Menschen vor dem Erzbischöflichen Palast gewacht:

Das größte Ereignis sollte aber das Konzert des umstrittenen, polnischen Komponisten und Dirigenten Piotr Rubik auf dem Rynek (deswegen die Bühne) werden. Aufgeführt wurde das von ihm komponierte und Johannes Paul II gewidmete Oratorium "Tu es Petrus".
Es fällt mir schwer zu sagen, wie viele Menschen wirklich auf dem Rynek und in den angrenzenden Straßen anzustreffen waren, aber ich denke, dass 30000 es ungefähr treffen müsste. Hier ein paar Eindrücke von den Menschenmassen und dem Konzert:


Und das spektakuläre und pompöse Ende des Konzertes (das mir übrigens sehr gut gefallen hat, weswegen ich mich seit gestern eher zu den Fans als zu den Kritikern Piotr Rubiks zählen würde):


Das Konzert war gegen 21 Uhr zu Ende und die ganzen Menschenmassen haben sich aufgemacht durch die Gassen vom Marktplatz zum Erzbischöflichen Palast zu pilgern, um unter dem "Päpstlichen Fenster" zu wachen:


Der Erzbischöfliche Palast ist nicht nur der Sitz des Erzbischofs sondern auch der Ort, wo der Papst immer gewohnt hat, wenn er zu Besuch in Krakau war. Und dieses "Päpstliche Fenster" ist das Fenster, an dem er sich noch oft abends gezeigt hat, um mit den wartenden Menschen zu sprechen, zu singen und zu scherzen.

Gestern wurde dort gebetet und gesungen:


Pünktlich um 21.37 (Todeszeitpunkt des Papstes) war dann Stille und die Sigismund-Glocke auf dem Wawel ertönte, was sie nur zu ganz, ganz besonderen Anlässen tut.
Danach wurde das Lieblingslied des Papstes angestimmt "Barka":

Und zum Abschluss noch ein kleines Video, das, wie ich glaube, die Atmosphäre besonders gut widergibt:

Wie gesagt, ich war tiefbeeindruckt und kann mir nicht vorstellen, wie das letztes Jahr oder gar vor zwei Jahren ausgesehen haben muss, denn gestern war schon die GANZE Stadt auf den Beinen.

Sonntag, 1. April 2007

Palmsonntag

Heute ist Palmsonntag. Hier ist das ganz großes Kino!
Schon seit Tagen werden überall so Palmwedel verkauft:

Damit gehen nämlich die Leute heute in die Kirche, um sie segnen zu lassen. Da hier aber den ganzen Tag über Messen sind, heißt das, dass heute den ganzen Tag ÜBERALL diese Palmdinger durch die Gegend getragen wurden ... sehr lustiger Anblick.

Und das Ganze konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und hab mir auch ne Palme zugelegt und war damit in der Kirche. Und hier ist sie, mein "Statussymbol" des heutigen Tages ;-)

typisch polnisch? :-)

Gestern bin ich mit dem Zug nach Kattowitz gefahren, um meine Oma zu besuchen.
Da ich, wie es nunmal öfters zu tun pflege, "ein bisschen" spät dran war, hatte ich keine Zeit mir ein Ticket am Schalter zu kaufen ... vielmehr bin ich auf den Bahnsteig gerannt, hab den Schaffner fast überrannt, und ihm dann mitgeteilt, dass ich gleich noch ne Fahrkarte bräuchte. Dieser nette Geselle, der nur einen Zahn und die Ruhe weg hatte, meinte, er würde gleich kommen. Das tat er auch ... hat das Ticket der Frau, die mit mir im Abteil saß, kontrolliert und meinte er würde später nochmal wiederkommen, um mir mein Ticket zu geben. Merkwürdig aber ok, dacht ich.
Aber dann passierte erstmal lange nix ... Kattowitz kam immer näher und der Schaffner ließ sich nicht blicken. Erst als der Zug schon auf den Kattowitzer Hauptbahnhof zurollte, kam der gute Mensch ... sagte was, was ich nicht verstanden hab, weil ich Musik gehört hab, weil er dabei so komisch mit dem Kopf zuckte, war mir aber klar, dass ich aus dem Abteil zu ihm raus kommen sollte ... Tür hinter mir zumachen sollte ich auch ;-) Dann gings los:
" Wir sind ja fast da, was werden wir da großen Papierkram machen ... sie brauchen ja jetzt kein gedrucktes Ticket mehr ... das Ticket kostet ja eigentlich (guckt in sein schlaues Büchlein) 8 zł plus 4 zł, weil sie es nicht am Schalter gekauft haben ... sagen wir 10 zł und sparen uns den Papierkram" ... :-D jo, alles klar, geil ... ich ihm die 10 zł gegeben und hab extra drauf geachtet, dass er sie sich in die Hosentasche gesteckt hat ;-) ... vielleicht kauft er sich ja davon nen zweiten Zahn ;-)